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Homöopathische Arzneimittel

Homöopathische Arzneimittel werden durch wiederholte Schritte von Verdünnung und mechanischer Dynamisation mittels Verschüttelung und Verreibung hergestellt.1

Die pharmazeutische Qualität homöopathischer Arzneimittel entspricht dem Arzneimittelgesetz, geltenden EU-Richtlinien, den Bestimmungen des Europäischen Arzneibuches, der Europäischen Arzneimittelagentur EMA sowie der FDA und WHO.
 

Historische Entwicklung

Samuel Hahnemann hat 1790 mit dem Chinarindenversuch das Simileprinzip der Homöopathie mit pharmakologischen Tagesdosen von 29 g Chinarinde entdeckt. In den folgenden 10 Jahren behandelte er seine Patienten nach diesem Wirkprinzip „homöopathisch“, indem er Arzneimittel in der üblichen Dosierung verordnete, deren Wirkmuster am Gesunden dem individuellen Symptomenmuster der Kranken möglichst ähnlich war. Dabei beobachtete er heftige Erstreaktionen, wenn die Mittel genau zum Krankheitsbild passten. Um die Intensität derartiger Erstreaktionen abzuschwächen, verordnete er immer kleinere Dosen der homöopathisch gewählten Arzneien.
 

Verschüttelung

Da Hahnemann giftige Arzneistoffe wie Arsenik und Tollkirschenblätter in so geringen Mengen verordnete, dass die Dosisgröße durch Abwiegen nicht weiter zu verringern war, verwendete er Lösungen dieser Arzneimittel, die er schrittweise verdünnte. Diese „Verdünnungsreihen“ oder „seriellen Verdünnungen“ sind ein in der Pharmazie und Chemie übliches Verfahren, um rasch und mit geringem Materialaufwand hohe Verdünnungen anzufertigen. Nach jedem Verdünnungsschritt wird intensiv geschüttelt, um die Verdünnungen zu homogenisieren.

Daraus entwickelte sich die „Verschüttelung“ als pharmazeutisches Potenzierungsverfahren für flüssige und gelöste Arzneistoffe.
 

Verreibung

Feste und unlösliche Arzneistoffe (Metalle, Mineralien) werden mit Milchzucker schrittweise verrieben, um die Rohstoffe in eine feindisperse Form überzuführen. Diese Verreibungen (Triturationen) können ab einem bestimmten Verdünnungsgrad gelöst und flüssig weiter potenziert werden.
 

Potenzen

„Kräfte“ und „Potenzen“ waren im 19. Jahrhundert wissenschaftliche Begriffe für alle „Wirkursachen“ in der Natur und im Menschen. Die damalige Wissenschaft war überwiegend auf die Sinne angewiesen. Vorgänge im Organismus (Physiologie, Pharmakologie, Gift- und Heilwirkungen) waren wissenschaftlich noch nicht im Detail bekannt. Sie waren nur an ihren Wirkungen erkennbar. Die dahinter stehenden Wirkursachen wurden in der Medizin als „Kräfte“ oder „Potenzen“ bezeichnet.

Der Begriff „Kraft“ wird auch heute noch medizinisch verwendet (Geisteskraft, Nervenkraft, Sehkraft, Heilkraft, Selbstheilungskraft).

Die Begriffe „potentia“ (lat.) oder „dynamis“ (gr.) bedeuten Kraft, Fähigkeit, Vermögen, Wirkung und Wirksamkeit. Demnach bezeichnete Hahnemann alle Einflüsse, Ursachen und Kräfte, die Wirkungen hervorrufen, als „Potenzen“. Blitz, Feuer und Meereswellen waren „Naturpotenzen“. Physikalische (Kälte, Wärme, Licht), infektiöse, toxische und psychische (Kummer, Freude) Einflüsse wurden ebenso als „Potenzen“ benannt, weil sie das Vermögen („Potential“) haben, Wirkungen am Menschen hervorzurufen.
 

Arzneipotenzen

Auch Arzneien wurden als „Potenzen“ bezeichnet, weil sie Wirkungen im gesunden und kranken Menschen auslösen. Schon Hahnemann hatte beobachtet, dass die Vorgänge der Verschüttelung und Verreibung die homöopathischen Wirkungen der Arzneistoffe entwickeln und verstärken. Damit ist keine stärkere pharmakologische Wirkung gemeint, sondern die Erfahrung, dass höhe Potenzgrade bei Verwendung nach dem Ähnlichkeitsprinzip, wenn die Arzneiwirkungen genau zum Krankheitsbild passen, besonders ausgeprägte homöopathische Wirkungen haben, die auch die Psyche erreichen und länger anhalten.

Als „Potenzierung“ oder „Dynamisierung“ werden pharmazeutische Verfahren bezeichnet, die durch wiederholte Schritte von Verdünnung und Verschüttelung oder Verreibung die homöopathischen Wirkeigenschaften von Arzneistoffen entwickeln.
 

Potenzierung

Hahnemann hat um 1800 mit dem Verfahren der Potenzierung begonnen. Die Höhe der Verdünnungen war ihm nicht bekannt, da die Loschmidt-Konstante erst 1865 entdeckt wurde. Da auch mit den potenzierten Arzneien weiterhin Erstverschlimmerungen auftraten, fertigte er immer höhere Potenzen an und fand auch bei höchsten Potenzgraden (C30, C60) kein Nachlassen der Wirkung, sondern eine Zunahme der homöopathischen Wirksamkeit.

Die nicht-molekulare Wirkung dieser Potenzen wird empirisch als „Arzneiinformation“ erklärt. Wesentlich dabei ist, dass homöopathische Potenzen keine Verdünnungen sind, die durch Einbringen kleiner Stoffmengen in ein großes Flüssigkeitsvolumen erzeugt werden. Durch bloßes Verdünnen verlieren auch homöopathische Arzneimittel ihre Wirkung. Der pharmazeutische Effekt der „homöopathischen Potenzierung“ tritt nur bei schrittweisen, seriellen Verdünnungsverfahren auf, bei denen nach jedem Verdünnungsschritt eine mechanische „Dynamisation“ durch Verschütteln oder Verreiben erfolgt.
 

Aufbereitung

Um Arzneistoffe zu potenzieren, müssen diese zuerst in eine potenzierbare Form gebracht werden. Das kann durch Lösung (Wasser, Alkohol, Glyzerin),Verreibung (Milchzucker) oder Herstellung einer Urtinktur (alkoholische Zubereitung aus pflanzlichen oder tierischen Stoffen) erfolgen. Diese Lösungen und Urtinkturen werden mit Wasser oder Alkohol (meist 43% Ethanol) verdünnt und nach jedem Verdünnungsschritt verschüttelt. Verreibungen werden mit weiterem Milchzucker verdünnt und nach jeder Verdünnung verrieben.
 

Verdünnungsverhältnisse

Die gebräuchlichsten Verdünnungsverhältnisse pro Potenzierungsschritt und Potenzgrad sind 1:10 (Dezimalpotenzierung, D-Potenzen), 1:100 (Centesimalpotenzierung, C-Potenzen) und 1:50.000 (LM- oder Q-Potenzen).
 

Arzneistoffe

Homöopathische Arzneimittel werden aus verschiedenen Rohstoffen hergestellt:

  • Pflanzliche Stoffe (frische oder getrocknete Pflanzen und Pflanzenteile)
  • Tierische Stoffe (frische oder getrocknete Tiere, Tierteile, tierische Gifte, Organpräparate)
  • Organische Stoffe (Graphit, organische Säuren und Verbindungen)
  • Anorganische Stoffe (Metalle, Nichtmetalle, anorganische Säuren und Verbindungen, Mineralien)
  • Nosoden (pathologische Sekrete und Gewebe, Mikroorganismen)
  • Pharmaka (Penicillin, Cortison, Hormone)
  • Antigene (Pollen).
     

Arzneiformen

Homöopathische Arzneimittel werden meistens als Globuli (Saccharose-Streukügelchen), Dilutionen (Tropfen) und Tabletten (Milchzucker) angewendet.

Weitere Darreichungsformen sind Triturationen (Verreibungen), Nasenspray, Augentropfen, Zäpfchen, Salben und Injektionsampullen.
 

Lagerung

Homöopathische Arzneimittel sollen kühl und trocken gelagert werden.

Hitze, starkes Licht und direkte Sonnenbestrahlung, elektromagnetische Felder (Handy, Computer, Mikrowelle, TV-Gerät) und die Nähe zu stark riechenden Stoffen (ätherische Öle, kampferhältige Produkte, Gewürze) sollen vermieden werden, da diese eine Abschwächung oder Löschung der homöopathischen Wirksamkeit bewirken können.

Barcode-Scanner und Röntgenschleusen auf Flughäfen scheinen keinen nachteiligen Einfluss auf die Wirksamkeit zu haben.
 

Haltbarkeit

Die Haltbarkeit wird aus rechtlichen Gründen mit 5 Jahren angegeben. Dicht verschlossene Homöopathika und trockene Arzneiformen (Globuli), die aufgrund der hohen Verdünnung keine zersetzbaren Arzneisubstanzen enthalten, zeigen bei sachgerechter Lagerung kein Nachlassen der homöopathischen Wirksamkeit.
 

Literatur

  1. Dellmour 2017
     

PDF

PDF mit Literaturangaben

 

 

Startversion: 12.9.2017
Autor: Friedrich Dellmour